Castiel Voltaire
Ich dachte nicht, dass es ihn überhaupt viel interessieren würde – und ich bin schließlich erwachsen.
Da ich nicht wirklich weiß, was ich nun tun soll, gehe ich langsam auf die Tür zu.
„Hey! Wag es nicht, jetzt einfach wieder zu verschwinden!“, höre ich ihn hinter mir zetern.
Geschockt drehe ich mich um. „Oh Gott, Nathaniel, was ist nur mit dir los? Ich wollte nur die Tür schließen…“ Der ist doch sonst nicht so reizbar.
Das scheint gewirkt zu haben, da er nun kleinlaut wird. „Oh…“
Also gut. Ich atme einmal durch und trete wieder auf ihn zu.
Mein Arm reicht wie von selbst um seine Schulter, um ihn mit mir zu ziehen, damit er sich auf der Couch niederlässt – und ich setze mich direkt daneben.
„Ich habe gesagt ich erkläre mich und genau das, tue ich nun auch. Ich war…nachdem ich von dir verschwunden bin…erst einmal unterwegs. Irgendwo, um ein bisschen nachzudenken. Klar zu werden.“
„Und dann hat dich ein Bodenloses Loch verschluckt und für zwei Wochen nicht mehr rausgerückt?“, fragt er sarkastisch. Wow, er ist ja wirklich sauer. „Es tut mir leid, okay.“, versuche ich ihn irgendwie zu beschwichtigen. „Ich wurde zu einem Auftrag gerufen, für den ich einige Tage in die Basis nach Quantico zurück musste. Ein Auftrag zusammen mit dem BAU. Wie gesagt, es tut mir leid, aber ich ging davon aus, dass der Abstand vielleicht ganz gut wäre. Ich dachte, es sei schon okay und ich brauchte einfach einen kurzen Moment, um nachzudenken – der Moment hat sich lediglich ein wenig in die Länge gezogen.“
Er sieht immer noch ein wenig säuerlich, aber hauptsächlich traurig aus.
„Aha…und du hast es nicht für nötig gehalten, dich mal bei mir zu melden?“, meint er nur.
Und…sehe ich da Tränen in seinen Augen?
„Nicht doch…ich dachte einfach, du würdest…keine Ahnung was ich dachte. Dass es dich nicht wirklich interessiert…“ Meine Hand auf seinem Rücken, beginnt beruhigende Kreise auf jenem zu ziehen.
Wenn er jetzt anfängt zu weinen übersteh ich das nicht.
Ich habe zwei Wochen warten müssen, ehe ich ihn wiedersehen konnte und kaum bin ich hier, gibt es ein überdimensionales Chaos.
Oh man…
Nathaniel Paine
Vorhin bin ich so ausgerastet…ich war plötzlich so wütend. So enttäuscht.
So kindisch…
Seine Erklärung klingt schlüssig – abgesehen von dem Moment, in dem er meinte, ich würde mich nicht für ihn interessieren.
Wie kann er das nur denken?
„Wie kannst du glauben, ich würde mich nicht dafür interessieren, wenn du plötzlich verschwindest?!“, frage ich gereizt und leicht enttäuscht.
Wie beim letzten Mal. Wie schätzt dieser Idiot mich eigentlich ein?!
Er ist immerhin…ich meine…
Aber er da reißt er mich bereits aus meinen Gedanken. „Und was war mit dir vorhin? Was war mit dir los?“, fragt er leise.
„Was vorhin los war…?“, wiederhole ich seine Frage. Ja, ich weiß was er meint…aber ich weiß nicht, wie ich darauf antworten soll. „Ich weiß nicht. Tut mir leid. Ich meine, als du weg warst…ich weiß auch nicht.“, stammle ich hilflos. Was ist nur los mit mir?
Er sieht mich ein wenig skeptisch an.
„Weißt du…naja, am Anfang warst du ziemlich aufdringlich und du…hast mir auch irgendwie Furcht eingeflößt.“, gestehe ich ihm und muss dann eine Pause einlegen.
Ich weiß einfach nicht, wie ich weiter machen – was ich sagen soll.
Aber er scheint es irgendwie miss zu verstehen. „Okay…ich sollte vielleicht…ich sollte gehen.“, stellt er fest und dreht sich um.
Er wird gehen…das kann ich nicht zulassen! Ich muss doch…ich muss ihm doch noch etwas mitteilen!
Ich halte ihn auf – wieso kommt es mir nur so vor, als würde ich das häufiger tun.
„Am Anfang warst du echt…aufdringlich, das muss ich zugeben. Und ich wusste wirklich nicht, was ich mit dir anfangen soll. Ich wusste nicht, was ich tun sollte…es war einfach alles so verwirrend für mich.“, ich atme kurz durch und überlege. „Naja, jedenfalls hat es sich nie falsch angefühlt, aber ich musste mir eben erst klar werden, wie ich zu dir stehe. Und dann, als du plötzlich weg warst, da war ich krank vor Sorge und ich hatte einfach Angst…“
„Angst?“, erkundigt er sich.
„Ja, Angst. Ich hatte Angst…du würdest nicht zu mir zurückkehren.“
Er legt eine Hand an meine Wange und sieht mich traurig an. „Ich würde immer zu dir zurückkehren – selbst wenn du mich nicht mehr sehen wollen würdest.“
„Das…schon wieder. Ich weiß schon wieder nicht mehr, was ich eigentlich sagen soll… Ich bin einfach unsicher. Ich habe Angst und ich bin unsicher und dann ist da auch noch das, was du vor wenigen Wochen zu mir gesagt hast…“
„Was meinst du?“, fragt er und streicht mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht, die ich selbst kaum bemerkt habe, während meine Hände auf seiner Brust liegen und sich zunehmend in seinem Hemd verheddern.
„Was ich damit sagen will ist…“, beginne ich und versuche die richtigen Worte zu finden.
Es ist schwieriger, als ich dachte.
Mit einem einzigen Schritt bin ich direkt vor ihm und stelle mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen liebevollen Kuss auf den Mund zu geben – nur kurz. Er kann kaum darauf reagieren.
Sieht aber ziemlich geschockt aus – gut. So hört er mir wenigstens genau zu.
Ich sehe ihm in die Augen und versuche ihm damit zu zeigen, wie ehrlich ich das meine, was ich gleich sagen werde. „Ich liebe dich auch, Castiel.“
Oh mein Gott…ich hab’s gesagt…
Unsicher sehe ich ihn an – warte ab, was er nun tun wird.
Aber er fängt nur an zu lachen und greift nach meinen Handgelenken, wobei er eines savon an seine Lippen zieht und mir einen sanften Kuss auf den Handrücken zu drücken.
Dann grinst er plötzlich und sieht zu Boden. „Heißt das, ich bekomme wenigstens nicht so viel Ärger für das Loch im Teppich?“
Darauf fällt mir nun nichts mehr ein. Loch?
Als er mich wieder ansieht, kann ich den Ausdruck in seinen Augen kaum deuten.
Aber er wirkt glücklich.
Ich muss ebenfalls lachen, einfach weil ich das Loch im Teppich nicht einmal wirklich beachtet habe – klar, er hat vorhin in den Boden geschossen…
Das klingt nach ihm. Wieso findet er immer etwas, womit er mich sprachlos machen kann?
Ja, ich liebe ihn wirklich, glaube ich. Ich habe noch nie jemanden geliebt, aber wenn, dann ihn.
Ich sehe ihm noch ein weiteres Mal in die Augen, um nach irgendetwas zu suchen, dass mir sagen soll, dass diese ganze Szene hier nicht echt ist.
Aber ich finde nichts. Also antworte ich ihm auf seine vorige Frage.
Und ich denke, ab jetzt wird alles besser.
„Nein…kein Ärger.“
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