Castiel Voltaire
Shit…!
„Nate?“
Er sieht mich fragend an und nickt, mit einem Schluck Kaffee im Mund, dem großen Becher in der Hand und einem Klecks Marmelade auf der Nase.
Auf der Nase. So süß.
Aber nicht ablenken lassen, Castiel! Nicht ablenken lassen!
„Also…später kommt noch jemand vorbei – EJ. Sie ist eben meine so ziemlich beste Freundin – von weiblichen Freunden gesehen, meine ich. Das hätte ich fast vergessen.“
Ein langsames Nicken zeigt, dass er wohl verstanden hat, bis er endlich schluckt. „Okay. Wer ist das?“, fragt er.
„Was denn? Hast du diesen Namen denn noch nie gehört?“, kommt es erstaunt von mir.
Jedoch sieht er mich nur verwirrt an. „Nein…sollte ich?“
„Nun ja, sagen wir einfach: Du hast sie schon gesehen. Aber das wirst du dann sehen, wenn sie erst mal hier ist.“, meine ich. Dann beuge ich mich zu ihm vor und gebe ihm einen Kuss auf die Nase, genau da, wo der kleine Marmeladenfleck bis eben war, ehe ich ihm wieder in die Augen sehe und lächle. „Aber wir haben noch ein bisschen Zeit, also keine Sorge.“
Der Rest des Frühstücks bestand eigentlich nur aus Albereien und Blödsinn. Direkt als wir fertig waren, habe ich mich an das Abräumen und Geschirrspülen gemacht – immerhin hat er das Frühstück gemacht, dann kann ich auch aufräumen.
Aber ich sollte mir trotzdem unbedingt einen Geschirrspüler zulegen – normalerweise lasse ich es ja einfach stehen und warte bis Garcia zum Putzen kommt.
Ja…sie ist so eine nette Dame…
Gerade als ich das letzte Glas wieder zurück in den Schrank stelle, höre ich jedoch ein seltsames Geräusch aus dem Badezimmer.
Nate ist gerade drin um zu duschen, soweit ich weiß. „Hey, was war das?“, rufe ich aus der Küche.
Keine Antwort.
Etwas beunruhigt trockne ich meine Hände ab, während ich schon auf dem Weg zum Badezimmer bin, ehe ich das Geschirrtuch achtlos auf die Anrichte werfe und gegen das weiß lackierte Holz der Tür hämmere. „Hey!“, rufe ich erneut, diesmal aber lauter. „Alles klar? Nate?“
Wieder nichts.
Gerade als ich noch überlege, was ich nun tun soll – da ich nicht einfach rein gehen und ihn möglicherweise verärgern will – höre ich plötzlich doch etwas. Doch nichts, das mich beruhigen würde.
Alles was ich höre, ist ein seltsames, ersticktes Grummeln. Nicht gut.
Nur einen Moment später, platze ich schon herein und stehe mitten im Raum und was ich sehe…ist ebenfalls nicht gut.
Er liegt zusammengekrümmt auf dem Bauch, in der Duschwanne, mit den Arm und dem Kopf aus der geöffneten Kabine. Sofort eile ich zu ihm, gehe vor ihm in die Hocke und ziehe ihn an den Schultern nach oben.
„Schatz, alles in Ordnung?“, frage ich besorgt. Ich stehe kurz vor einem Herzinfarkt, glaube ich.
Doch positiver Weise, scheint er nicht ohnmächtig zu sein. Ein gutes Zeichen…fürs Erste.
„Ist schon gut…ich bin nur weggerutscht... Und ich hab den Haltegriff nicht mehr erwischt.“, antwortet er ein wenig verwirrt – zumindest scheint er so.
„Aber warum hast du dann nicht geantwortet?“ Ich streiche ihm sanft eine verirrte, feuchte Strähne aus dem Haar, während ich ihm weiterhin besorgt in die Augen sehe.
„Es ist wirklich alles gut. Ich bin nur ausgerutscht und erschrocken. Dann taten mir, zugegebenermaßen, die Knie weh und ich war einen Moment zu irritiert um zu antworten.“, erklärt er sich langsam.
Doch ich kann nichts weiter tun, als ihn noch weiter zu mir zu ziehen, sodass sein Kopf auf meiner Brust liegt und ihm sanft über das Haar zu streichen. „Du hast mich erschreckt…“, murmle ich, als ich ihm einen Kuss auf den Scheitel drücke.
„Tut mir leid…“, nuschelt er an meine Brust. „Aber ich bin übrigens nass…und du jetzt auch.“
„Ist mir egal.“, sage ich knapp.
Meine schlichte Antwort scheint ihn irgendwie zu interessieren, denn er drückt sich ein kleines Stück von mir weg, um mir in die Augen zu sehen.
„Cas…ich bin auch nackt. Ist dir das auch egal?“, meint er und seine Stimme ist dabei irgendwie…anders als sonst. Irgendwie rauer; leicht heiser.
Dann wird mir erst klar, in welcher Situation wir uns hier eigentlich befinden.
Oh…
„Ähm…das, äh…kommt irgendwie drauf an…“, kann ich dazu nur sagen.
Na toll, sehr intelligente Entgegnung…
Nathaniel Paine
Er hat mich vorhin aus der Hocke nach oben gezogen. So bin ich auf verquere Weise, im wahrsten Sinne des Wortes, zwischen seinen Beinen gelandet.
Ich lege meine Hände in seinen Nacken um ihn zu mir zu ziehen, was er kommentarlos mit sich machen lässt. Meine Lippen legen sich auf seine, für einen sanften Kuss.
Allerdings bleibt der Kuss nicht lange so süß, sondern wird schnell forscher.
Es entbrennt ein leidenschaftlicher Kuss und aus meiner Position heraus kann ich sagen, dass es ihn nicht kalt lässt.
Nur wenige Augenblicke später, packt er mich mit einer Hand unter den Kniekehlen und legt einen Arm fest um meine Schultern, als er mich mit einem Ruck nach oben zieht und davon trägt.
Unsere kleine Reise führt ins Schlafzimmer, wo es zum Glück bereits aufgeräumt ist, als er mich einfach auf das Bett fallen lässt und sich dann das Shirt über den Kopf zieht, ehe er sich über mich beugt.
Wahrscheinlich bin ich schon wieder so rot wie eine Tomate und eigentlich wäre mir die Situation zutiefst peinlich, aber im Moment könnte mir das alles nicht egaler sein.
Ich lege mich zurück, bis ich auf dem Kissen hinter mir liege und Cas folgt mir, um mich erneut zu küssen, sobald er meine Lippen erreicht. Wie immer, jagt jede der sanften Bewegungen seiner Lippen auf meinen, einen wohligen Schauer über meinen Rücken.
Leichte küsse verteilend, wandert er von meinen Lippen weiter, über mein Kinn und den Wangenknochen, bis zu meinem Hals. Er verharrt dort für eine Weile, küsst und knabbert an derselben Stelle immer und immer wieder, was mich zum Keuchen bringt.
Das wird definitiv eine Spur hinterlassen…
Unterdessen fährt eine seiner Hände über meine Seite. Hoch und wieder runter, was eine Gänsehaut auslöst, die meine ganze Wirbelsäule hinaufkriecht.
Berührungen wie diese, bin ich nicht gewohnt. Als er mit der Hand wieder nach untern fährt und meinen Hüftknochen streichelt, entfährt mir erneut ein Laut, der mir einfach nur peinlich ist.
Aber ich kann nichts dagegen tun. Und er macht einfach weiter, jedoch könnte ich schwören, aber er nach unten rutscht und an meinem Schlüsselbein knabbert, ein Grinsen zu spüren. Vielleicht ist das aber auch nur Einbildung, denn meine Konzentration ist ohnehin sehr mitgenommen.
Mein ganzer Körper kribbelt.
Es ist erregend und- „Heiß…“, höre ich eine irgendwie bekannte, anerkennende Stimme von der Seite…und fange beinahe an zu schreien.
Da steht eine Frau. Und nicht irgendeine Frau. Da steht meine Empfangsdame!
Was zum Teufel?! Ich habe nicht mal die Tür gehört!
„Hey, du Gestörte!“, schreit Cas sie fast an, während er eilig die Decke über uns breitet – vor allem über mich… „Ich hab dir schon mal gesagt, dass du gefälligst anklopfen sollst, wie jeder normale Mensch auch!“
„Jaja…aber wenn ich das machen würde, würde ich doch alles Spannende verpassen – von der Szene hier gleich mal angefangen.“, meint sie, beim letzten Satz kurz kichernd, und zwinkert mir zu.
Ich kann das Ganze allerdings nur geschockt mit ansehen. Das ist so verdammt peinlich!
„Ich hab die Tür gar nicht gehört…“, jammere ich beinahe mit dünner Stimme, eher zu mir selbst.
Doch diese Frau sieht mich nur irgendwie fies an. „Kein Wunder – ich bin ja auch ein Ninja.“, meint sie und grinst so verschlagen und frech, wie ich es sonst nur von Castiel persönlich kenne.
Und was macht sie überhaupt hier?!
Als würde er meine Gedanken lesen, sieht Cas mich an und seufzt. „Also Nate – ich sagte ja, du kennst sie. Das ist Emily Joe Hastings.“, sagt mein Freund zu mir, zeigt auf Emily und macht eine kleine Pause, ehe er mich ansieht und eine seltsame Grimasse zieht, als er weiter spricht. „Oder eben einfach EJ.“
Dann wendet er sich an sie und klingt beinahe gelangweilt. „Du bist übrigens ein bisschen zu früh…“
Moment…das ist seine beste Freundin?!
Oh mein Gott…bitte lass das nicht wahr sein.
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