Nathaniel Paine
Moment… Stopp!
Hat er mir gerade wirklich, seine Liebe gestanden, oder hat er mich unter Drogen gesetzt und das ist jetzt nur irgendein verwirrender Crack-Traum, oder sowas?!
„Was…?“, frage ich mit zittriger, unsicherer Stimme.
„Ich sagte: ‚Ich liebe dich. Sehr sogar.‘ Und das wird sich auch nicht ändern, wenn du noch fünfmal nachfragst.“, meint er nur und sieht mir dabei vehement in die Augen.
Okay…wie soll ich das denn jetzt verstehen? Er kann doch nicht einfach in meine Praxis kommen, mich durcheinander bringen, mich dann ängstigen und einfach abhauen und jetzt küssen, so dass er mir ein Liebesgeständnis machen kann und mich damit noch viel mehr verwirrt!
Wie soll ich damit bitte klar kommen?
…ich brauch dringend Urlaub.
Castiel Voltaire
Da ich weiß, dass ich ihn immer noch nicht so weit habe, dass der Sex zu einhundert Prozent einvernehmlich wäre, muss ich mich wohl noch etwas gedulden…dazu sollte ich aber auch langsam hier raus, denn ich habe ein definitiv, unübersehbares Problem, um das ich mich kümmern sollte und er sieht gerade einfach zu geil aus, als das ich ihm noch länger widerstehen könnte…also muss ich wirklich hier raus.
Ich sollte nachhause gehen.
Ich lasse also von seiner weichen Haut ab und trete langsam vom Schreibtisch zurück.
„Wie gesagt…heute noch nicht. Aber du wirst sehen – bald gehörst du mir.“, sage ich noch zu ihm, während ich ihm besonders beim letzten Teil, genau in die Augen sehe, damit er das Versprechen erkennen kann, das in meinen Worten verborgen liegt.
Dann verlasse ich seine Praxis und damit auch die Gefahrenzone – als ich draußen bin, muss ich erst mal tief durchatmen.
Bisher, hat es noch kein anderer geschafft, mich so fertig zu machen…
Nathaniel Paine
Was sollte das?
Ich werde einfach nicht schlau aus ihm.
Da zwingt er mich dauernd zu Sachen, die ich nicht will; erzählt mir Dinge, die mich wahrscheinlich einschüchtern sollen und dann, ist er auf einmal ach-so-Zärtlich, küsst mich, als wären wir ein Pärchen und gesteht mir seine Liebe?!
Und dann macht er auch noch sowas…
Er hätte mich einfach vergewaltigen können, das ist mir mehr als klar.
Ich lag ja praktisch komplett wehrlos und – zu meiner eigenen Schande – auch noch ziemlich willig, direkt vor ihm.
Dazu konnte ich – dank seiner Größe und der langen Beine, durch die sein gesamter Lendenbereich, bis über den hohen Schreibtisch ragt – auch noch sehen, dass er definitiv erregt war.
Die Beule war…nicht zu übersehen.
Das war jedenfalls kein ‚kleines‘ Problem…ganz sicher nicht.
Aber um zum Thema zurückzufinden, von dem ich gerade eindeutig abkomme – was von meinem Körper mit einem erneuten Erröten gestraft wird, das ich sogar spüren kann –: er ist definitiv stärker als ich und gefährlich allemal, dazu war er auch noch ziemlich geil und ich war ziemlich weichgekocht, was ich ja leider nicht abstreiten kann…wieso hat er es also nicht getan?
Soll ich etwa glauben, dass es stimmt, was er gesagt hat?
Dass er mich wirklich so ‚sehr‘ liebt, wie er gesagt hat? Ich weiß es nicht…ich kann es einfach nicht sagen.
Was soll ich denn jetzt nur tun?
Ich weiß nur eines sicher: Ich werde jetzt nicht einfach schlafen können. Das heißt, ich werde etwas tun, was ich durch die Arbeit, schon seit sehr, sehr langer Zeit, nicht mehr getan habe – und auch davor, nur zweimal oder so, aber das ist ja nicht der Punkt…
Jedenfalls werde ich jetzt in einen Club gehen…auch wenn ich nicht weiß, wo sich hier – oder irgendwo sonst – Clubs befinden.
Na egal, ich werde schon was finden.
Gesagt – getan.
Ich verlasse also die Praxis, nachdem ich mich selbst wieder ein bisschen ansehnlicher hergerichtet habe und gehe zu meinem Wagen.
Ich fahre einfach ziellos umher, bis ich eine Gruppe Jugendlicher sehe.
Die kennen sich mit dem Thema ‚Clubs‘, ganz bestimmt aus – zumindest besser als ich!
„Hey, ihr da!“, rufe ich ihnen zu, nachdem ich das Fenster heruntergelassen habe.
Sie sehen mich nur misstrauisch an und mustern mich, soweit sie mich durch das Wagenfenster eben mustern können.
Offensichtlich sind sie der Meinung, mir kann man trauen – zumindest bin ich nicht von der Polizei, oder sowas. „Ja, was denn?“, fragt ein Junger Mann mit einer genervten Stimme.
„Ich wollte wissen, wo man hier gute Clubs finden kann. Also Bars oder sowas…irgendwas, was jetzt und noch eine Weile länger, geöffnet hat und Alkohol ausschenkt.“, stelle ich meine Frage.
Die Jungs und Mädchen an der Straße aber, sehen sich nur gegenseitig, verwirrt an. „Wieso will einer der so aussieht, sowas wissen?!“, ruft eines der Mädchen, das allerdings eher ein bisschen nach 'Junge-mit-Brüsten' aussieht.
„Das geht euch nichts an. Also? Könnte ihr mir antworten, oder nicht? Ihr müsst ja nicht, ich habe nur gefragt, ob ihr euch da auskennt, sonst nichts…“, meine ich wieder und bin schon dabei, den Knopf zu betätigen, damit das Fenster wieder hochfährt, da kommt der Junge, der mir auch zuvor bereits geantwortet hatte, näher an das Auto heran.
„Also gut…wenn Sie jetzt da vorne reinfahren und links abbiegen, dann kommen Sie in die sechste, dann fahren sie noch ein bisschen weiter, bis zur nächsten Straße rechts. Da ist eine Bar, die echt gut ist – da sollten Sie mal hinfahren. Kann man nicht verfehlen und es ist auch gar nicht weit von hier.“, erklärt er mit einem Lächeln auf den Lippen, das ich nicht ganz deuten kann.
Aber das war doch mal nett, oder? „Okay. Vielen Dank.“
„Oh, gern geschehen. Immer wieder gerne.“, sagt er und wieder umspielt dieses gruselige Grinsen, seine Gesichtszüge.
Ich schließe nun doch das Fenster und fahre los. Eine Bar in der Nähe von hier…das ist auch sehr nahe an der Praxis, denn dort bin ich ja nie wirklich weggekommen, weil ich immer nur in der Gegend geblieben bin, damit ich mich nicht verfahre.
Das nenne ich mal einen netten Zufall…
Third-Person Narrator
So fährt der Blonde Psychiater davon…während einige, der dort immer noch verweilenden Jugendlichen, ihren Freund, fassungslos anstarren.
„Sag mal…diese Richtung. Hast du den Typen gerade zum Skryllix geschickt?!“, fragt ihn das burschikose Mädchen von zuvor.
„Das geht schon klar. Er ist immerhin ein großer Junge. Der kann schon auf sich aufpassen. Nebenbei – er wollte wissen, wo es zur nächsten Bar geht und ich hab ihm nur seine Frage beantwortet.“
„Na, wenn du meinst…“, gibt sich nun auch das Mädchen resignierend.
Von all dem, bekommt unser Psychiater, allerdings nichts mehr mit, denn dieser ist bereits mitten in den verschlungenen Straßen der Stadt unterwegs, um eine Bar aufzusuchen, von der er nicht einmal den Namen kennt.
Nathaniel Paine
Alles klar…irgendwie, will ich heute doch nicht dorthin gehen.
Ich habe mich beruhigt…obwohl, eigentlich eher weniger, aber ich will jetzt auch nicht unter Menschen sein.
Ich will nachhause und da trinken.
Aber ich sollte erst mal Alkohol beschaffen.
Naja, also steige ich an der nächsten Ecke aus, um an den Getränkeladen zu kommen, denn ich bin ja dennoch in die Gasse gefahren, in die ich fahren sollte, um die Bar zu finden, auch wenn die Bar wo anderes zu sein scheint...ich glaube, sie ist irgendwo, in der anderen Richtung, oder so.
Also, dann eben in den Getränkeladen…wobei, der ‚Laden‘, der hier das einzige zu sein scheint, das noch lebt, weit mehr an ein verwahrlostes Loch in der Wand erinnert , als an irgendetwas anderes.
Mir wird langsam mulmig zumute, wenn ich hier entlang laufe, aber es sind nur noch ein paar Schritte, dann bin ich da und wenn ich da bin, dann muss ich nur reingehen, mir etwas kaufen und dann wieder zum Wagen…ich hätte lieber an einer Tankstelle, an der Straße, halten sollen.
So fangen die Horrorfilme, die ich nie gucke, auch immer an.
Auf einmal, höre ich Schritte hinter mir.
Das ist bestimmt nur Einbildung.
Da spielt mir meine Fantasie einen Streich, weil ich so nervös bin, sonst nichts.
Dann höre ich plötzlich jemanden hinter mir sprechen.
„Wohin geht’s denn, so spät abends? Solltest du nicht längst zuhause sein?“, meint die Person hinter mir.
Ich ignoriere es einfach und gehe weiter.
Dann kommt noch einer, diesmal direkt vor mir. Okay, jetzt wird’s brenzlig.
„Lasst mich einfach in Ruhe. Wenn ihr Geld wollt, muss ich euch leider enttäuschen, denn ich habe nur ein bisschen was dabei – dafür lohnt es sich nicht im Geringsten, in den Knast zu wandern. Und wenn ich mich nicht irre, sehe ich eure Gesichter, ich könnte euch also locker identifizieren und ihr müsstet mich schon töten, aber wie gesagt – nichts davon lohnt sich, für die paar Kröten, die ich einstecken habe, also verpfeift euch.“, erkläre ich nüchtern und hoffe, dass sie sich einfach verziehen, aber irgendwie war mir schon vorher klar, dass das nicht passieren würde und es passiert auch nicht.
Stattdessen lacht sich der Kerl vor mir erst mal eins ab und kommt dann auf mich zu.
Er grapscht mit seinen langen, kalten Fingern nach meinem Kinn und hebt es an.
„Du hast Mut, das muss ich dir lassen, aber was, wenn ich gar nicht nach Geld suche?“
„Was würdet ihr denn dann wollen?“, gebe ich patzig zurück.
Ich weiß nicht wieso, aber die Berührung von dem Kerl vor mir ist ganz anders, als die von Castiel vorhin.
Seine Hand war so warm und fühlte sich…richtig an. Auch wenn ich keinen Schimmer habe, wieso das richtig sein sollte.
Seine Hand jedenfalls, ist einfach nur eklig und ich will sie so schnell wie möglich loswerden.
„Lass mich gefälligst los!“, rufe ich und versuche ihn abzuwimmeln, aber es klappt einfach nicht recht. Dann greift das Ekel hinter mir, nach meinen Oberarmen und hält mich auch noch fest.
„Weißt du…ich finde eigentlich, du siehst echt süß aus – dein Körper erinnert mich irgendwie an eine Frau. Und dein Gesicht ist auch echt hübsch. Hättest du Brüste, dann würde ich dich heiraten!“, meint er, wobei er beim letzten Satz, zusammen mit seinem ‚Partner‘, in schallendes Gelächter ausbricht.
Zum krönenden Abschluss, greift mir einer der Kerle auch noch in den Schritt, was mir eindeutig klar macht, was die beiden von mir wollen.
Die wollen mich allen Ernstes vergewaltigen…wo bin ich hier nur hineingeraten?!
„Hört sofort auf! Hilfe! Hört mich hier keiner?!“, schreie ich sofort los, als mir das klar wird.
Ich brauche dringend Hilfe.
„Du brauchst nicht zu schreien – hier hört dich nämlich keiner, das kannst du gleich abhaken“, meint wieder der ekelhafte Typ, der vor mir steht.
Und zu allem Übel, scheint er damit auch noch Recht zu behalten.
Na das ist doch mal toll – echt klasse!
Ich bin ja sowas von am Arsch...
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