Nathaniel Paine
Ich sehe auf den Notizzettel mit den Terminen, den sie mir zuvor auf den Schreibtisch gelegt hatte, während ich aus dem Büro und auf sie zugehe.
Sie sitzt am Empfang, so wie immer, mit dem Telefonhörer am Ohr. „…okay, vielen Dank. Ja, auf Wiedersehen.“, höre ich nur noch, ehe sie auch schon auflegt.
Dann wendet sie sich auch schon an mich. „Klar. Ich kann sie direkt bestätigen, wenn Sie wollen.“, meint sie und dreht sich suchend nach einem Zettel um.
Dann schreckt sie plötzlich hoch, so als hätte sie etwas vergessen und blickt mich dann sehr mehrdeutig grinsend an. „Sie sollen übrigens auch noch etwas bestätigen.“
Sie streckt mir einen unversiegelten Briefumschlag entgegen.
Ein einfacher weißer Umschlag. Auf einer Seite steht mein Name.
Ich brauche nicht einmal wirklich hinzusehen, um die Handschrift zu erkennen.
Daher nehme ich ihn auch sofort entgegen und ziehe die Karte heraus.
Es stehen nur einige einfache Worte darauf, doch ich kann spüren, wie sich ein unvermeidliches Grinsen auf meine Züge schleicht.
„Ja, das muss ich wohl…“, antworte ich ihr und drehe mich auf dem Absatz um, um wieder in meinem Büro zu verschwinden, während ich sie hinter mir frech kichern höre.
Aber es ist mir egal.
Ich sehe nur weiter den Brief an.
„Heute Abend – immer noch um dieselbe Uhrzeit? Am selben Ort? Ich liebe dich, C.“, lese ich leise und grinse noch mehr.
Dabei fällt mir eine Frage ein, die ich heute von einem Patienten gestellt bekommen habe.
‚Sind Sie denn glücklich, Doktor?‘, hatte er mich gefragt.
Beinahe hätte ich laut gelacht – aber ich muss schon verrückt genug aussehen, mit diesem scheinbar grundlosen dauergrinsen im Gesicht.
Wobei Emily den Brief wohl ohnehin bereits gelesen hat, schließlich war der Umschlag nicht verklebt und diese Frau ist einfach zu dreist.
Warum habe ich sie eigentlich noch nicht gefeuert? Es ist mir ein Rätsel.
Aber egal.
Die Frage hat sich in mein Gedächtnis gebrannt und den ganzen Tag, musste ich bereits darüber nachdenken.
Vor einer Weile noch, hätte ich die Antwort auch ohne nachzudenken beantworten können – nein.
Aber das hätte mein Patient natürlich nicht erfahren dürfen.
Stattdessen sagte ich heute, ich denke darüber nach und antworte an einem anderen Tag.
Und nach all der Zeit…nach all den lehren Jahren.
Bin ich heute zu einem Ergebnis gekommen.
Ja.
Ja, ich bin glücklich.
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