Nathaniel Paine
Ich öffne die Augen, weil ich mir irgendwie nicht ganz sicher bin, was gerade wirklich geschieht.
Eben habe ich noch geschlafen.
Alles war kalt…dunkel.
Und diese komischen Gestalten, die auf mich zukamen, haben mich in Angst und Schrecken versetzt.
Es war wirklich kein schöner Traum.
Doch dann war da diese Wärme.
Und der vertraute Geruch, den ich irgendwie nicht einordnen kann, wo ich ihn doch so gut kenne…zumindest glaube ich das.
Ich liege da und lasse die Wärme einfach auf mir ruhen, aber irgendwie, will ich mehr.
Ich richte mich ein wenig auf, der Wärme entgegen, bis ich plötzlich etwas Weiches auf meinen Lippen spüre.
Es fühlt sich angenehm an…aber was ist das? Träume ich eigentlich immer noch, oder was ist hier los?!
Leicht erschrocken, öffne ich dann doch langsam die Augen, nur um in die dunklen von einer Person zu sehen, von der ich mir noch vor einer Weile nicht einmal erträumt hätte, sie einmal in einer solchen Situation vor mir zu haben…
Castiel Voltaire
Also doch nicht mit Absicht…schade.
Ich ziehe mich widerwillig von ihm zurück.
Auf einmal macht er Anstalten, sich ebenfalls aufzusetzen, aber ich lege einen Finger an seine Lippen und drücke ihn mit sanfter Gewalt, wieder zurück in die Kissen, die hinter ihm liegen.
„Ist schon gut. Bleib hier. Ich werd nicht mehr erwähnen, was eben passiert ist…“, sage ich leise und kann nicht verstecken, dass ich ein wenig enttäuscht bin, dabei wollte ich es eigentlich gar nicht so offensichtlich machen.
Er sieht mich nur leicht traurig an und meint dann „Aber…was…wo bin ich eigentlich?“ Dann sieht er sich leicht verwirrt um. „Eben…war ich doch noch im Auto…“
„Du bist bereits bei mir. Ich hab dich rauf getragen und das ist mein Schlafzimmer.“, meine ich und grinse ihn dann frech an, um meinen Gemütszustand ein wenig zu untergraben. „Schick, nicht wahr?“
Aber er wird nur sofort rot bis über beide Ohren und senkt seinen Blick. Toll. „J-ja…es…ist schön…“
Süß. Na das kann ja was werden.
Jetzt ist er die ganze Nacht hier.
In meinem Schlafzimmer.
So ungeschützt wie er es sonst auch ist.
Und er ist verwirrt.
Wäre ich total skrupellos, dann würde ich diese Situation einfach eiskalt ausnutzen. Aber das bin ich leider nicht.
Ich werde mich wohl oder übel zusammen reißen müssen…
Nathaniel Paine
Ich sehe mich um.
Ich bin ich einem Schlafzimmer.
Ich bin in Castiels Schlafzimmer.
Allein mit ihm.
Ich habe ihn geküsst.
Auf seinem Bett.
Auf dem ich immer noch liege.
Diese Gedanken, gehen mir schon durch den Kopf, seit ich mir meiner kurrenten Situation bewusst geworden bin.
Und sie machen mir Angst.
Immerhin, könnte er jetzt mit mir machen, was er will – in den Sitzungen klang es immerhin sehr danach, dass es da einige ‚Dinge‘ gab, die er gerne mit mir machen würde.
Und ich könnte es nicht verhindern – nicht in meinem jetzigen Zustand. Immerhin zittere ich immer noch und bin wahrscheinlich auch so, sehr viel schwächer als Castiel.
Aber das Schlimmste ist…
Würde ich es denn überhaupt verhindern wollen?
Mich beschleicht die leise Vermutung – nein. Ich würde es nicht verhindern wollen.
Und das ist es, was mir wirklich gerade Angst macht.
Ich sehe ihn an und erkenne sofort, dass er irgendwie leicht niedergeschlagen wirkt.
Ist es etwa meine Schuld? Wahrscheinlich.
Immerhin bin ich der einzige hier.
Und ich habe ihn ja mehr oder weniger zurückgewiesen. Denke ich.
Ehrlich gesagt, bin ich mir gerade über gar nichts mehr sicher.
Aber ich habe ihn doch geküsst – warum ist er dann jetzt verletzt? Ich verstehe gar nichts mehr.
Mein Kopf ist einfach nur leer.
Ich zittere am ganzen Körper.
Ich habe Angst, auch wenn ich versuche, es vor ihm zu verbergen.
Und ich will nachhause. Zumindest sollte ich das wollen, aber irgendwie, finde ich es gemütlich hier.
Was hatte er noch gleich gesagt? Es sei schick?
Nun, das ist eigentlich untertrieben. Als ich mich vorhin umgesehen habe, habe ich fast gedacht, ich träume wirklich noch.
Ich habe zwar ein Apartment, das wahrscheinlich genauso teuer ist, wie das hier…aber meines, ist nicht so eingerichtet.
Die Wände sind in einem ruhigen, Cremefarbenen Ton, so wie auch die Vorhänge und der Bettbezug.
Der Nachttisch ist aus einem hellen Holz und sämtliche andere Möbel sind in altweiß, oder schwarz gehalten.
An der einen Seite ist ein großer Wandschrank, der auch eine gesamte Wand einnimmt.
Dann noch eine Kommode, neben der Zimmertür zu meiner rechten.
Castiel selbst, steht auf der linken Seite, neben mir, bzw. neben dem großen Doppelbett, auf dem ich liege.
Hinter ihm, ist ein großes Panoramafenster. Wir sind hier weit oben und das Fenster geht sehr tief, so kann ich, selbst aus meiner niedrigen Position aus, eine unglaubliche Aussicht begutachten.
Eine Aussicht, über die Lichter der Stadt, die mittlerweile von völliger Dunkelheit umzingelt ist.
Ich habe das Gefühl, dass ihm jemand bei der Einrichtung geholfen hat.
Eine Frau.
Aber warum…habe ich das Gefühl, als hätte mir diese Erkenntnis gerade mitten ins Gesicht geschlagen?
Und wieso sollte irgendeine Frau, ihm denn bitte bei seiner Einrichtung helfen? Das ist unlogisch.
Egal. Ich will nicht darüber nachdenken.
Auch nicht darüber, dass es wehtut, wenn ich daran denke, dass er in einer Wohnung lebt, die möglicherweise von jemandem eingerichtet wurde, der ihn mehr mag, als er sollte.
Ich weiß nicht einmal, warum ich mir solche hirnrissigen Dinge zusammen spinne.
Ich sehe ihn nach langer Zeit wieder an. Irgendwie, kann ich jetzt nicht allein bleiben. Ich will nicht allein bleiben. „Wirst du auch hier bleiben?“, frage ich.
Bitte sag ja.
Er sieht mich an.
Bitte sag ja.
Er wendet den Blick wieder von meinem, wahrscheinlich offensichtlich flehenden Gesicht, ab.
Bitte sag ja.
Dann sieht er mich wieder an.
Bitte sag ja.
„Nein.“, sagt er langsam, aber bestimmt.
Wieder wie ein Faustschlag ins Gesicht.
„Wieso…?“, kommt es beinahe erschrocken von mir und ich richte mich auf, wobei mir leicht schwindelig wird.
„Ich halte es einfach für besser, wenn ich nach so einem Tag, nicht neben dir schlafe. Ich sollte lieber auf der Couch schlafen.“, meint er ruhig.
Solltest du nicht!
Lass mich nicht allein!
Aber ehe ich auch nur ein Wort erwidern kann, umschreitet er auch schon das Bett und verlässt den Raum, während ich ihm nur hinterhersehen kann.
Nicht imstande, noch mehr zu tun, lege ich mich wieder in das Kissen hinter mir.
Es riecht nach ihm.
Aber ist das auch ein Wunder? Es ist sein Bett.
Hier riecht alles nach ihm.
Ich ziehe die Decke bis unter meine Nase, schließe die Augen und atme seinen Duft ein – versuche, das erdrückende Gefühl in meiner Brust, einfach zu ignorieren.
Ich fühle mich einsam.
Ich hasse es, einsam zu sein.
Ich habe es immer gehasst.…
0 Reviews:
Kommentar veröffentlichen